Trauerurlaub –  Rechte und Pflichten auf einen Blick

Laut Statistik sterben pro Jahr rund 900.000 Menschen in Deutschland. Geht man pro Verstorbenen von drei bis vier Angehörigen aus, ergibt sich eine hohe Anzahl von Trauernden am Arbeitsplatz. Diese Zahl jenseits der drei Millionen zeigt, wie eng die Themen Trauer und Arbeit miteinander verbunden sein können. Aber wer hat Anspruch auf einen Sonderurlaub? Wie lange kann ein Trauerurlaub genommen werden und welche gesetzlichen Bestimmungen sieht das BGB vor? 

  1. Trauer am Arbeitsplatz
  2. Sonderurlaub im Todesfall
  3. Der Trauerurlaub
    1. Für wen eignet sich der Trauerurlaub
    2. Rahmenprogramm
    3. Ort 
  4. Sonderurlaub im deutschen Gesetz
  5. Welchen Anspruch auf Trauerurlaub haben ArbeitnehmerInnen? 
  6. Wie geht es nach dem Trauerurlaub weiter?

Sonderurlaub im Todesfall

Betroffene wirft der Tod eines Kindes, eines Lebenspartners oder einer anderen geliebten Person meistens völlig aus der Bahn. Angehörige befinden sich dann in einer Ausnahmesituation. Hier greift das BGB, sofern vertraglich nicht andere Regelungen getroffen wurden. Es erlaubt Arbeitnehmern einen Sonderurlaub mit Lohnfortzahlung. Die freien Arbeitstage dienen zum einen der Organisation der Beerdigung, Bestattung oder für Behördengänge. Zum anderen sollen sie Trauernden bei der Trauerbewältigung helfen. Sie werden nicht mit herkömmlichen Urlaubstagen verrechnet und beziehen sich auf gesetzliche Grundlagen.

Trauerurlaub

Während der Sonderurlaub im Trauerfall gesetzlich geregelt ist, ist ein Trauerurlaub Erholung für Körper und Seele nach einem Verlust. Diese Art von Urlaub wird aus freien Stücken angetreten. Der erste Urlaub ohne die verstorbene Person bildet eine Herausforderung, die überwunden werden muss. In einer Gruppe von Paaren fühlen sich Trauernde als drittes Rad am Wagen. Auch ein Urlaubsort, der häufig von Familien aufgesucht wird, bietet sich nicht als optimales Ziel an. Menschen, die einen Verlust betrauern, brauchen Zeit und Raum, um Erlebtes zu verarbeiten und neuen Mut zu schöpfen. In diesem Fall bietet sich ein Urlaub mit und von der Trauer an.

Für wen eignet sich Trauerurlaub

Ein Trauerurlaub unterstützt Menschen nach dem Tod und hilft durch professionelle Trauerbegleitung wieder in den Alltag zurückzufinden.

Vor allem Frauen, die eine Fehlgeburt oder Totgeburt erlitten, finden in einem organisierten Trauerurlaub Hilfe. Ähnliches gilt für Eltern, die ein Kind verloren haben. Das Gefühl, nach dem Schicksalsschlag nicht alleine zu sein, ist unter diesen Umständen von großer Bedeutung. Es finden sich ausgebildete Therapeuten, die für Gespräche bereitstehen und andere Betroffene, die den Schmerz gut nachvollziehen können.

Rahmenprogramm

Trauerurlaub findet am besten in den ersten Monaten nach dem Trauerfall statt. Ein durchdachtes Rahmenprogramm für Betroffene bildet in der Zeit eine Basis.

Inhalte eines Trauerurlaubs

  • Gesprächsrunden
  • Tanzen
  • Leichte körperliche Übungen
  • Gemeinsame Mahlzeiten

Ort des Trauerurlaubs

In einem Trauerurlaub sollen Körper und Seele parallel auf ihre Kosten kommen. Es soll ein Ort sein, an dem alle Gefühle und Stimmungen gleichermaßen willkommen sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Destination eine Autostunde entfernt liegt, oder eine Flugreise gebucht werden muss. Trauerurlaub bedeutet, in den Alltag zurückzufinden und dem Geist etwas Gutes zu tun. Dienstleister an ruhigen Orten und in kleinen Dörfern bieten sich hierfür an.

Sonderurlaub im deutschen Gesetz

Der gesetzliche Trauerurlaub wird häufig im Tarifvertrag zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber verschriftlicht. Sind dort genau Regelungen zu Sonderurlaubstagen niedergeschrieben, gelten diese. 

Wird im Arbeitsvertrag nicht auf Urlaubstage nach Todesfall eingegangen, kann sich auf § 616 BGB berufen werden. Das Gesetzbuch sieht seit dem 26. Mai 2021 zehn freie Tage vor. Es handelt sich um Anspruch auf bezahlte Freistellung unter Fortzahlung der Bezüge. Bei einem Trauerfall haben in Deutschland nur Angehörige des ersten Verwandtschaftsgrades Anspruch auf den Sonderurlaub. Hierzu zählen:

  • Ehepartner und Lebenspartner
  • Mütter und Väter (Elternteile)
  • Kinder, Pflegekinder und Adoptivkinder

Geschwister oder Großeltern haben kein Recht auf Sonderurlaub im Sterbefall. Sofern der Arbeitsvertrag keine klare Regelung für Trauerurlaube vorsieht, lohnt sich ein persönliches Gespräch mit dem Chef. Will das Unternehmen keinem Sonderurlaub zustimmen, kann das Arbeitsgericht eingeschaltet werden. Um den Fall schnell zu behandeln, wird der Antrag meistens innerhalb eines Tages vom Gericht behandelt.

Wichtig: Auch wenn es sich um eine Ausnahmesituation handelt, darf sich nicht einfach vom Arbeitsplatz entfernt werden. Dieses Verhalten kann zur Abmahnung und Kündigung führen. Am besten wird die Verhinderung zuerst im Gespräch mit dem Arbeitgeber geklärt. Die freien Tage sind für Behördengänge, Organisatorisches oder zur Trauerbewältigung angedacht.

Welchen Anspruch auf Trauerurlaub haben ArbeitnehmerInnen? 

Wie viele Tage der Arbeitgeber seinen Angestellten gewährt, hängt vom Verwandtschaftsgrad und von der Zugehörigkeit im Unternehmen ab. Die folgenden Angaben gelten für die die Anzahl der Sonderurlaubtage und bezieht sich nicht speziell auf Trauerurlaube.

  • < 6 Monate: 1-3 Tage
  • 6-12 Monate: 2-7 Tage
  • Länger als ein Jahr: 3-14 Tage

Es handelt sich lediglich um Richtwerte, da keine genaue Anzahl im BGB hinterlegt ist. Der Trauerurlaub muss im Unternehmen genau wie gewöhnlicher Urlaub beantragt werden. Einzelheiten oder Einschränkungen werden dem Arbeitsvertrag beziehungsweise dem Tarifvertrag entnommen. 

Tipp: Die Personalabteilung kann weitere Informationen über spezielle Anträge oder die Länge des Trauerurlaubs geben.

Sonstige Gründe für Sonderurlaube sind:

  • Geburten
  • Goldene Hochzeit der Elternteile
  • Umzüge 
  • Eigene Hochzeit mit Lebenspartner

Wie geht es nach dem Trauerurlaub weiter

Für Betroffene ist es wenige Wochen nach dem Tod des Partners kaum denkbar, wieder in ein normales Arbeitsverhältnis zurückzukehren. Leistungen während der Arbeit können nicht direkt wieder erbracht werden. In diesem Fall kommt es auf eine gute Kommunikation zwischen Unternehmen und trauernden Person an. Jeder Fall gestaltet sich individuell. 

Aufgaben können neu verteilt werden, Kundenkontakt kann vorerst minimiert werden, ein Bürohund kann als Begleitung erlaubt werden. 

Eine professionelle Trauerberatung im Unternehmen schult MitarbeiterInnen im Umgang mit trauernden Personen. In diesem Fall wird die Betriebszugehörigkeit gestärkt und MitarbeiterInnen können besser auf Trauernde eingehen. Diese und viele weitere Möglichkeiten bieten den Hinterbliebenen die Chance, nicht den Dienst aufgeben zu müssen. Sie können Schritt für Schritt ins Leben und zur Arbeit zurückzufinden. 

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