Trauer nach Verlust eines Kindes – Verständnis aufbringen und Angehörige unterstützen

Der Tod eines Kindes ist der schmerzlichste Verlust, der Eltern zustoßen kann. Durch die Trauer haben Mütter und Väter das Gefühl, das eigene Leben sei sinnlos. Stirbt das Kind vor den Eltern, reißt es ihnen den Boden unter den Füßen weg. Eine Totgeburt, ein Unfall oder eine Krankheit – es gibt viele Ursachen, die für den Tod verantwortlich sein können. Warum ist die Trauer nach dem Tod eines Kindes so verletzend? Was macht den Abschied vom Kind so schwer?

Inhalt

  1. Vom Kind Abschied nehmen
  2. Trauer in der Öffentlichkeit
  3. Trauerreaktionen
    1. Nach dem Tod einer Person
    2. Nach dem Verlust eines Kindes
  4. Trauerhilfe für Geschwisterkinder
  5. Austausch mit anderen Betroffenen

Vom Kind Abschied nehmen

Der Kindstod ist eine dramatische Trennung. Sterben Kinder in jungen Jahren, ist der Grund unnatürlich. Erleben Erwachsene dieses Schicksal, stehen sie unter Schock. Der Abschied kann bei Eltern ein schweres Trauma auslösen. Trauernde fühlen innere Leere und das Gefühl von Starre im Alltag. Der Tod des Kindes verändert das Leben von Grund auf. Es spielt keine Rolle, ob der Kindsverlust absehbar oder plötzlich passiert. Der bevorstehende Trauerprozess stellt Eltern vor schwierige Aufgaben in der Zeit nach dem Tod. Ein wichtiger Bestandteil der Trauerarbeit ist das richtige Abschiednehmen.

Das Kind ein letztes Mal zu berühren und Lebewohl zu sagen, hilft bei dem Todesverständnis. Fragen und Gedanken der Hinterbliebenen werden aufgearbeitet. Diese Geste kann bei der Trauerfeier oder vorab erfolgen. BestatterInnen beraten bei der Beisetzung von Kindern und dem Abschiednehmen. Eltern betrachten den Körper als eine Hülle, aus dem die Seele des Kindes entflohen ist. So wird bei dem Begräbnis die Hülle beerdigt, nicht das eigene Kind.

Trauer in der Öffentlichkeit

Durch soziale Medien stehen Hinterbliebene in ihrer Trauerzeit im Visier ihrer Mitmenschen. Dabei wird beobachtet, wie Trauernde mit der Trauer umgehen. Wie lange tragen sie schwarz, wie aktiv ist man in einer Trauergruppe, was wird über Verstorbene geschrieben. Diese und weitere Erfahrungen machte Hebamme und Trauerbegleiterin Anna Magdalena Neff. „Wenn ein Kind stirbt, ist es für das Umfeld oft ein Tabuthema.“, so Neff. Aktiv über den Tod gesprochen wird wenig, aber im Hintergrund wird vieles diskutiert und bewertet. Grund ist das fehlende Verständnis der Mitmenschen für den Tod eines Kindes. In der Trauerzeit gibt es kein Richtig oder Falsch. Die Facetten der Trauer sind unendlich. Jeder Trauernde durchlebt die Trauerphasen anders. 

Trauerreaktionen

Trauer zeigt sich bei jedem Menschen individuell. Der Tod eines Kindes führt Hinterbliebene in ein Tal der Trauer und des Schmerzes. Angst, Wut, Zorn und Trauer sind typische Reaktionen. Die Liebe zum Verstorbenen wird zur schmerzlichen Qual.

„Dieses Gefühl, die Welt wie durch einen Schleier wahrzunehmen, kann mehrere Wochen, sogar Monate dauern. Diese Form von innerer Lähmung ist im Grunde genommen ein akuter Schutz unserer Seele vor einer totalen Überforderung.“

So beschreibt Psychotherapeut David Althaus das Lebensgefühl nach dem Tod eines Kindes. Essen, trinken, aufstehen – alltägliche Grundbedürfnisse werden zur unüberwindbaren Hürde. Solche Routinen geben Stabilität, berichtet Althaus. Die Vergangenheit zeigt, dass Väter sich zur Ablenkung oft in ihre Arbeit stürzen. Mütter ziehen sich aus dem sozialen Umfeld zurück und brauchen Zeit, ihre Seele zu beruhigen. Manche Familien gehen nach dem Tod eines Kindes die Familienplanung neu an und schenken einem weiteren Kind das Leben.

Nach dem Tod einer Person

Verstirbt eine geliebte Person, kommen auf Trauernde neue Gefühle zu. Trauerschmerzen, Schuldgefühle, Warum-Fragen und Probleme bei der Neuorientierung sind typische Hürden der Hinterbliebenen.

Bei dem Verlust eines Kindes

Stirbt ein geliebtes Kind, fallen die Trauerreaktionen extremer aus. Trauernde verlieren zusätzlich eine Lebensaufgabe. Schuldgefühle sind intensiver und quälender. Sie ziehen sich über Jahre. Bei FreundInnen oder PartnerInnen fehlt die Akzeptanz für schmerzliche Emotionen. Gespräche untereinander können zur Belastung der Beziehung werden. 

Trauerhilfe für Geschwisterkinder

Verlieren Familien ein Kind, gehört der Schicksalsschlag zu den größten Traumata für Eltern und Geschwisterkinder. Aus der familiären Einheit entfällt ein Mitglied, was das Gemeinschaftsgefühl ins Schwanken bringen kann. Geschwister leiden mit ihren Eltern. Im Trauerprozess sind Selbsthilfegruppen oder PsychotherapeutInnen wichtige TrauerbegleiterInnen für Geschwisterkinder. Erwachsene und Kinder trauern ähnlich. Eltern sind mit der eigenen Trauer und ihren Schuldgefühlen so beschäftigt, dass sie Kindern nicht ausreichend zur Seite stehen können. Eine professionelle Begleitung hilft Kindern bei dem Trauern. Sie arbeitet Erinnerungen auf, schafft Orte des Trauerns und hat für jedes Wort ein offenes Ohr. Das entlastet Angehörige und nimmt ihnen die Angst, etwas falsch zu machen.

Austausch mit anderen Betroffenen

„Warum muss das ausgerechnet uns passieren?“ „Was haben wir falsch gemacht?“ „Hätte ich den Tod verhindern können?“ 

Verlieren Mütter ein Baby oder Familien ein Kind, fühlen sie sich mit der Situation ganz alleine. Sie überkommt das Gefühl der Schuld und der Einsamkeit. Der Weg aus der Trauer ist steinig und schwer. Gespräche mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen sind heilsam. Auch Jahre später kann der Austausch quälende Gedanken lindern und in der Trauerbewältigung helfen. Das Wissen, mit dem eigenen Schicksal nicht alleine zu sein, hilft den Elternteilen.

Außerdem können Erfahrungsberichte anderer Eltern helfen, den eigenen Schmerz besser zu verstehen. Die Schweizerin Christine Friedli berichtet auf ihrem Blog über den plötzlichen Kindstod ihres Sohnes Fabien. Dort erfahren Sie, wie sie gemeinsam als Familie den Verlust überwinden konnten.

Der Umgang mit Trauer ist ein individueller Prozess, den jeder Elternteil auf seine eigene Weise durchlebt. Der Trauerprozess hat das Ziel, Menschen nach dem Tod ihres Kindes in ein geregeltes Leben zurückzuhelfen. In diesem Prozess stehen TrauerbegleiterInnen, PsychologInnen und GesprächstherapeutInnen zur Verfügung.

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