Trauerarbeit Definition

Sigmund Freud erklärte, dass Trauer nur bewältigt werden kann, wenn sich der Erinnerung gestellt wird. Die Trauer muss nach der Bestattung langsam verarbeitet werden. Die emotionale Bindung zur verstorbenen Person soll durch die Trauerarbeit aufgehoben werden. Findet dieser Prozess nicht statt, kommt es laut Freud zu psychischen Krisen oder Erkrankungen.

Trauerarbeit Definition: Trauer und Trauern finden während einer Zeitspanne statt, die als Trauerzeit bezeichnet wird. Trauer ist die Zeit, in der eine Person nach dem Verlust eines geliebten Menschen Traurigkeit empfindet. Die Trauerarbeit ist ein Prozess, der die Trauerbewältigung unterstützt.

Die vier Phasen der Trauer

Die Psychologin Verena Kast entwickelte in den achtziger Jahren ein Vier-Stufen-Modell der Trauer. Der Prozess bietet eine fundierte Grundlage, um Trauerreaktionen zu verstehen und Betroffene in der Trauerarbeit zu begleiten.

  • Phase 1: Das Nicht-Wahrhaben-Wollen

Angehörige stehen nach dem Verlust eines geliebten Menschen unter Schock. Der Tod wird von ihnen geleugnet. Das Gefühl von Ohnmacht, Empfindungslosigkeit und tiefem Schmerz kann Hinterbliebene überfordern. Die erste Phase dauert wenige Stunden.

  • Phase 2: Aufbrechende Emotionen

Trauernde Personen werden von ihren Gefühlen überrollt. Angst, Wut, Zorn und Trauer sind typische Reaktionen in der zweiten Phase. Häufig suchen Angehörige nach einem Schuldigen. ÄrztInnen oder UnfallverursacherInnen werden kritisiert. Teilweise ordnen Hinterbliebene die Schuldgefühle sich selbst zu. Das eigene Leben wird infrage gestellt. Möglich sind in der zweiten Phase suizidale Gedanken. Tröstende Worte von FreundInnen oder TrauerbegleiterInnen scheinen nicht anzukommen. Dennoch ist es wichtig, Trauernde zu der Zeit nicht allein zu lassen.

  • Phase 3: Suchen und Sich-Trennen

Trauernde setzen sich mit Erinnerungen und Gemeinsamkeiten auseinander. Das Grab oder Orte, die man zusammen besucht hat, werden aufgesucht. Fotobücher und Briefe werden hervorgeholt und angesehen. Hinterbliebene reden in dieser Phase von Begegnungen und Gesprächen mit den Verstorbenen. Sie werden zum stillen Begleiter und Gesprächspartner. Diese Phase kann Monate bis Jahre dauern.

  • Phase 4: Neues Selbst- und Weltbild

Der Verlust wurde angenommen. Trauernde schaffen den Sprung in ein neues Leben. Der Tod findet einen festen Platz in diesem neuen Alltag. Dazu gehören neue Freundschaften, Unternehmungen und ein Blick in die Zukunft. Zur Neuorientierung können eine neue Liebe und neue Beziehungen gehören.

Trauerreaktionen

Der Verlust eines geliebten Menschen löst bei Hinterbliebenen eine Ausnahmesituation aus. Jeder Mensch reagiert individuell auf diesen Schock. Manche ziehen sich komplett zurück, scheinen weggetreten und apathisch. Sie zeigen vor allem in der ersten Zeit kaum eine Reaktion. Andere Betroffene reagieren gestresst und leicht reizbar. Sie wirken ruhe- und rastlos und treten FreundInnen mit Zorn oder Schuldgefühlen gegenüber.

Während des Trauerns schüttet der Körper eine Menge Stresshormone aus. Die Situation scheint aussichtslos und das Leben wird infrage gestellt. Je nach Länge und Intensität der Trauerzeit reagiert der Körper mit einem geschwächten Immunsystem und Herz-Kreislauf-Störungen. In seltenen Fällen kann der Verlust einer geliebten Person für Hinterbliebene tödlich enden.

Trauerhilfe

Während der vier Trauerphasen sollten trauende Personen so gut wie nie alleine gelassen werden. Sie brauchen das Gefühl, dass FreundInnen oder TrauerbegleiterInnen für sie da sind. Wichtig ist in den ersten Tagen die Unterstützung bei organisatorischen Angelegenheiten wie der Beerdigung oder der Trauerfeier. Auch, wenn Angehörige während des Trauerprozesses mit starken Emotionen kämpfen und keinen Trost zulassen, ist es wichtig, weiter für sie da zu sein. Gespräche über Erinnerungen oder Ablenkungen können helfen, den Trauerprozess voranzutreiben. Starke Gefühlsausbrüche dürfen hier nicht verurteilt oder überbewertet werden. 

Die Länge der Trauerphasen ist individuell und nicht planbar. Sie kann wenige Wochen bis hin zu Jahren dauern. Tritt nach sechs Monaten keine Besserung ein, sprechen TrauerexpertInnen von komplizierter Trauer. In diesem Fall sollte professionelle Hilfe in Form von PsychologInnen oder TrauerbegleiterInnen in Anspruch genommen werden.

Orte der Trauerarbeit

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Hilfe von professionellen TrauerbegleiterInnen in Anspruch zu nehmen. Nach dem Tod ziehen sich Betroffene oft aus dem Freundeskreis zurück, da sie sich mit ihren Gefühlen allein fühlen.

Professionelle Hilfe gibt es in Form von:

  • Trauercafés
  • Selbsthilfegruppen
  • Trauerurlauben
  • Trauerkreisen
  • Trauergruppen

Trauernde haben in diesem Rahmen die Chance, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und die Trauer zu verarbeiten. Während die Familie oder Eltern den Trauerprozess weiter durchlaufen, bleiben manche Familienmitglieder auf der Strecke und verpassen den Anschluss. In diesem Fall fühlen sie sich in Trauerorganisationen verstanden und knüpfen neue Freundschaften. 

Trauerarbeit bei Kindern und Jugendlichen

Die Trauerphasen bei Kindern sind ähnlich zu denen bei Erwachsenen. Trauern ist ein natürlicher Prozess, der nicht erlernt werden muss. Der Weg aus der Trauer heraus entwickelt sich bei jedem Menschen individuell. Die Wahrnehmung vom Abschied oder Tod hängt bei Kindern stark von ihrem Alter und dem Entwicklungsstand ab. Kommt es zu einem Todesfall in der Familie, verändert sich der Alltag zuerst stark. Hier sind Eltern wichtige Orientierungspunkte. Die Trauer sollte nicht vor Kindern verheimlicht werden. Offene Gespräche und gemeinsames Weinen helfen bei der Trauerarbeit und schaffen eine reelle Erfahrung mit dem Trauerprozess.

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