Komplizierte Trauer – wenn Trauern krank macht

Trauer ist die natürliche Reaktion, mit einem Verlust umzugehen. Jeder Mensch erlebt diese Gefühle mindestens einmal in seinem Leben. Nach dem Tod einer nahestehenden Person gehen Hinterbliebene unterschiedlich mit der Trauer um. Der Trauerprozess ist individuell und nicht planbar. Bei manchen dauert der Trauerverlauf wenige Wochen, bei anderen kann er sich über mehrere Monate oder Jahre ziehen. Aber ab wann ist Trauer kompliziert und wie erkennt man sie?

„Normale“ Trauer

Der Verlust eines Angehörigen oder eines Freundes ist eine extreme Erfahrung im Leben. Die Trauerreaktion auf das Ereignis sind personenabhängig und können unterschiedlich aussehen. Betroffene durchleben die vier Trauerphasen. (Verlinkung zu vier Phasen der Trauer). 

Dauer und Intensität dieses Prozesses hängen vom gesundheitlichen Zustand, von der Persönlichkeit und vom Bezug zur verstorbenen Person ab. Bei der normalen Trauer bewältigen Hinterbliebene nach gewisser Zeit den Schmerz und finden in den Alltag zurück. Die Sehnsucht bleibt bestehen, wird aber nicht als ständige Belastung wahrgenommen. Sie nehmen die Trauer an und tragen den Verlust als Teil ihres Lebens mit sich. Der Tod wird mit der Zeit akzeptiert.

„Komplizierte“ Trauer 

Trauer bei einem Verlust gehört zur natürlichen Reaktion. Finden Angehörige nach sechs Monaten nicht in einen geregelten Alltag zurück oder können die Trauer nicht akzeptieren, entwickelt sich ein komplizierter Trauerverlauf. Auch genannt „pathologische Trauer“ oder „anhaltende Trauer“. Erst seit wenigen Jahren findet das Thema der komplizierten Trauer Anklang in der Trauerforschung und -praxis.

Der Trauerprozess verläuft nie nach einem einheitlichen Schema oder erfüllt dieselben Kriterien. Jeder trauert auf seine Art und Weise. Gefühle, Zeitraum, Verlauf und Umgang mit dem Schmerz sind individuell und können verschiedene Formen annehmen. Bei kompliziert Trauernden wird der Trauerprozess durch Risikofaktoren verlängert und erschwert. Ab wann Trauer krank macht, ist schwer einzuschätzen. Das Krankheitsbild bei komplizierter Trauer unterscheidet sich signifikant von normaler Trauer. Kompliziert Trauernde sollten sich Unterstützung in Form einer Therapie holen. 

Kennzeichen komplizierter Trauer

Meistens äußert sich komplizierte Trauer durch das intensive und lange Erleben des Trauerprozesses nach dem Verlust eines Menschen. Der Tod einer geliebten Person lässt den Himmel über einem zusammenbrechen. Der Schmerz scheint unüberwindbar und rückt in den Fokus jeder Handlung. Betroffene leiden unter Hoffnungslosigkeit, Identitätsverlust und Einsamkeit. Die Lebensqualität ist beeinträchtigt.

Das Leben wird zur Belastung.

Die Symptomatik ähnelt der bei Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Das Krankheitsbild wird heutzutage aber als eigenständige, chronische Erkrankung anerkannt und untersucht. Psychotherapeuten unterscheidet die komplizierte Trauer von Depressionen oder PTBS in den folgenden Punkten:

  • Bei einer Depression treten Gefühle wie Desinteresse und Schuld auf. Bei kompliziert Trauernden drehen sich die Gedanken ausschließlich um den Verlust oder die verstorbene Person.
  • Betroffene von PTBS leiden unter Panik-Attacken, Angstzuständen oder Überregung. Im Falle komplizierter Trauer empfinden Betroffene eher Leere oder sogar Gefühllosigkeit.
  • Weitere Symptome sind: Gereiztheit, Müdigkeit, Aggressivität, Ängste und Schuldgefühle, Kopfschmerzen und Bauchschmerzen, Störungen der Konzentration

Kommt es zu einer komplizierten Trauer, ziehen sich Angehörige aus dem Freundeskreis zurück. Leistungen im Job oder in der Schule können nur noch schwer bis gar nicht mehr erbracht werden. Hier sollte Hilfe durch Trauerbegleitung oder Psychotherapeuten aufgesucht werden.

Wichtig: Erleben Sie diese oder ähnliche Symptome bei Freunden oder Familienangehörigen, unterstützen Sie die Entscheidung eine Trauerbegleitung aufzusuchen. Gerade am Anfang des Aufschaukelungsprozesses gibt es gute psychische Methoden die Krankheit aufzuarbeiten.

Erfolge bei Heilung durch Psychotherapien

Eine komplizierte Trauerreaktion entsteht durch unterschiedliche Risikofaktoren. Der Wissenschaftler Hansjörg Znoj spricht in der Trauerforschung von einem Aufschaukelungsprozess, der sich mit der Zeit verselbstständigt. Trauernde verlieren bei komplizierter Trauer die Kontrolle über ihr Verhalten und das psychische Empfinden.

Unterstützung finden Betroffenen durch eine Behandlung ihres Arztes, Therapeuten oder einer Psychotherapie. Komplizierte Trauer hat häufig mehrere Ursachen, die in Therapien aufgearbeitet werden. Gespräche über auftretende Beschwerden, Schwierigkeiten und Trauerarbeit wirken sich heilsam auf die Erkrankung aus. Egal ob der Austausch nach der Diagnose in Gruppen oder in persönlichen Gesprächen stattfindet, er hilft bei der Trauerbewältigung.

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