Einen Tod betrauern – alles rund ums Thema Trauern und Abschiednehmen

Der Tod und Abschiede gehören zum Leben. Der Tod einer nahestehenden Person setzt Menschen unter Schock. Der Trauerverlauf ist unterschiedlich. Manche Menschen realisieren den Verlust schnell, andere leugnen ihn und brauchen Wochen, um zu begreifen, was passiert ist. Egal, wie lang der Trauerprozess geht – es ist wichtig, den Tod zu betrauern und am Trauerprozess zu arbeiten.

Richtig trauern

Trauer ist der intensivste Stress, den Menschen erfahren. Persönliche Beziehungen und Bindungen definieren das Leben und das Sein der Menschheit. Wird ein Element gelöscht, fängt das Konstrukt an zu wackeln. Hinterbliebene trauern, um das eigene Selbstbild zu stabilisieren und Mut für das Leben zurückzuerlangen. Jeder Mensch trauert individuell. In der Trauerarbeit gibt es kein Richtig oder Falsch. Angehörige durchleben vier Trauerphasen auf eigene Art und Weise. Wichtig ist, dass getrauert wird. Ein unterdrückter Schmerz kann Jahre später noch zum Problem werden. 

Trauer in der Gesellschaft

Der Tod zog sich in den vergangenen Jahren aus der Öffentlichkeit zurück. Menschen sterben heute häufiger im Altenheim oder Krankenhaus und nicht Zuhause. In der Öffentlichkeit wird wenig über die Themen Traurigkeit und Schmerz gesprochen. Nach dem Verlust wird der Alltag schnell wieder aufgenommen, so bleibt kaum Zeit zum Verabschieden. Sorgen erhalten wenig Raum zur Entfaltung. 

Vor allem im Job findet das Thema Trauer kaum Anklang. Häufig können Betroffene in der Trauerzeit nicht ihre volle Leistung erbringen. Mehr zum Thema Trauerurlaub und Unterstützung durch TrauerbegleiterInnen lesen sie hier. (Artikel Trauerurlaub verlinken) 

Vier Phasen der Trauer

Das Phasenmodell von Verena Kast beschreibt den Prozess der Trauer im Allgemeinen und unterteilt ihn in vier Abschnitte. Der Umgang mit Trauer ist individuell. Im Modell wird auf Zeitangaben oder bestimmte Details verzichtet, da es keinen zeitlichen Ablaufplan gibt.

1. Nicht-Wahrhaben-Wollen

In der ersten Zeit wird der Trauerfall geleugnet. Trauernde wollen den Tod nicht wahrhaben. Die Nachricht setzt Betroffene unter Schock und offenbart neue Gefühle. Egal, ob der Tod überraschend kommt oder absehbar ist, er verändert das Leben der Hinterbliebenen. Trauernde wirken in der ersten Zeit ruhig, teilweise verstört oder apathisch. Bei ihnen besteht Hoffnung auf die Rückkehr der verstorbenen Person. Dieser Zustand hält wenige Stunden oder Tage an.

2. Aufbrechende Emotionen

Nach der Ruhe und dem Schweigen brechen die Emotionen meist völlig unerwartet auf die Trauernden ein. Schmerzen, Angst, Wut und Zorn sind typische Wahrnehmungen in der zweiten Phase. Hinterbliebene scheinen untröstlich. Durch Emotionen bewegt distanzieren sie sich von FreundInnen. Es ist wichtig, sie zu dem Zeitpunkt nicht allein zu lassen. Ein guter Freund oder eine Freundin helfen, den Trauerprozess gemeinsam zu erleben. Trauerreaktionen dürfen nicht verurteilt werden. Die Dauer der zweiten Trauerphase liegt zwischen einer Woche und mehreren Monaten.

3. Suchen und Sich-Trennen

Der dritte Abschnitt ist bedeutsam beim Beweinen des Todes. Es kommt zur Trennung. Der Verlust wird angenommen und ist ab sofort Teil des neuen Lebens. Durch das Betrauern des Todes wird bewusst Abschied genommen. Es kommt hier zu einer Kommunikation mit dem oder der Verstorbenen. Sie lösen keinen direkten Schmerz mehr aus, sondern sind stiller Begleiter bzw. stille Begleiterin. Die Gedanken lassen sich langsam auf die Zukunft ein. Die Grabstätte oder gemeinsame Urlaubsorte werden besucht. Stück für Stück findet so eine Trennung vom geliebten Menschen statt. Dieser Prozess kann Wochen, mehrere Monate oder Jahre dauern.

4. Neuer Selbst- und Weltbezug

Nach einer kräftezehrenden Zeit des Trauerns kommt der Körper langsam zur Ruhe. Das Bedürfnis nach neuen Routinen und Erlebnissen wächst. TrauerforscherInnen erleben in dieser Periode Hinterbliebene, die wieder Freunde im normalen Tagesablauf verspüren. Der verstorbene Mensch bleibt Teil des neuen Lebens.

Wenn Trauern schmerzt

Der Tod eines geliebten Menschen kann seelischen und körperlichen Schmerz verursachen. Im Prozess der Trauer durchleben Trauernde eine Vielzahl an unterschiedlichen Emotionen. Die Trauerreaktionen sind individuell. Der Trauerschmerz ist ein überwältigendes Gefühl, auf das mit Weinen, Schreien oder Schweigen reagiert wird. TrauerforscherInnen erklären den gefühlten Schmerz durch plötzliche Leere und Verlust. Die Liebe wird nicht mehr erwidert und verursacht einen tiefen Herzschmerz.

So trauern Kinder

Kommt es zu einem Todesfall in der Familie, werden Kinder mit dem Abschied konfrontiert.

Je nach Alter, Religion und Entwicklung ist der Umgang mit dem Tod unterschiedlich. Vor dem dritten Lebensjahr nehmen Kinder den Verlust wahr, halten sich aber nicht lange an diesem Thema auf. Im Alter zwischen drei und sechs Jahren suchen Kinder die Schuld für den Tod bei sich. In diesem Fall sind verständnisvolle Worte und Geduld wichtig. Kinder reagieren zu dieser Zeit zum Teil unkontrolliert. Wildes Toben, Schreien, Weinen oder Lachen sind zum Beispiel Trauerreaktionen nach dem Tod. Nach dem sechsten Lebensjahr wird der Tod als etwas Endgültiges realisiert. Gefühle und Gedanken sollten hier offen kommuniziert werden. Spielt das Thema Religion in der Familie eine Rolle, kann Gott als Gestalt in den Trauerprozess integriert werden.

Können Eltern auftretende Fragen nicht beantworten oder Emotionen auffangen, können TrauerbegleiterInnen oder PsychologInnen helfen

FAQ

Wie spricht man richtig Beileid aus?

Stirbt ein nahestehender Freund oder eine liebe Freundin, spricht man der Familie sein Beileid aus. Diese Geste kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. In der Trauerkarte wird durch einfühlsame Worte Trost gespendet. Die Kondolenz kann auch nach der Beerdigung am Grab stattfinden. Hierbei gilt, den Wunsch der Familie zu achten, falls davon Abstand genommen werden soll. 

Wie lange trauert ein Mensch?

Jeder Mensch braucht seine eigene Zeit, um sich zu verabschieden. Es gibt dafür keinen festen Ablaufplan oder eine feste Zeitspanne. Trauernde durchlaufen die vier Trauerphasen. Dieser Prozess ist nicht zeitlich begrenzt. 

TrauerexpertInnen sprechen von komplizierter Trauer, sobald die Trauerarbeit länger als sechs Monate dauert. In diesem Fall ist Hilfe durch TrauerexpertInnen oder PsychologInnen empfehlenswert.

Wie geht es nach der Trauerzeit weiter?

Die Trauerzeit ist nicht fest bemessen. Auch, wenn Betroffene alle vier Phasen der Trauer durchlaufen haben, kann es zu Rückfällen kommen. Weinen und Kummer sind Jahre nach dem Tod normal. Gesprächstherapien oder Trauerliteratur können bei der Verarbeitung helfen. Der Psychologe Roland Kachler schreibt in seinem Buch „Meine Trauer wird Dich finden“ über seine eigene Verlusterfahrung und zeigt neue Ansätze in der Trauerarbeit. Wichtig ist ein gewisses Feingefühl der Mitmenschen, um mögliche Rückfälle zu erkennen. Vor allem nach der Trauerzeremonie fallen Beteiligte in ein tiefes Loch und müssen aufgefangen werden. 

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