Yoga und seine anstrengende Szene schafft es immer wieder mich eisenhart in einen Dauer-Augenverdreher- und Democratic-Hate-Modus zu zwingen.
Say whaaaaaat?!
“Hey, und ich dachte ihr seid alle total dauergeplüscht, weil ihr ja auch immer am meditieren seid und alle so mit Räucherstäbchen im Po die Leute um euch herum liebhabt, morgens auf dem Weg zur Arbeit kurz alle Bäume umarmt und abknutscht und mit Borke am Mundwinkel in das Gemeinschaftsbüro schwebt, allen einen grünen Smoothie mitbringt und streng nach Dosha getrennt erst mal Tee aufsetzt und so.”
Ja, nee. Ich war schon früher in der Schule Chef der Anti-Clique (sehr und ganz allein) und fühle mich stark an diese Zeiten zurückerinnert.
Der Mist nervt ohne Ende:
„Mein Lehrer ist irgendwie besser als Deiner, mein Yogastil ist auch wesentlicher cooler und hipper, weil viiiiel tiefgehender und umfassender und meine Ausbildung war länger und weiter weg als Deine.“ Oder: „Wie viele Zertifizierungen/Schüler/Classes hast ’n Du? Wie lange machst ’n Kopfstand am Tag? Was trägt ’n die für ’ne Leggins, ist sie dafür nicht einige 0-Größen zu groß? Wie Du magst keinen Green Juice und bist ‘nur’ vegetarisch?“… Derbes Hipstergeficke. Und das alles dann noch zu 98 % unter Frauen! Meine persönliche Vorhölle.
Allerdings weiß ich jetzt, dass auch diese Szene nur copy/paste macht (selbstverständlich ohne vorher zu fragen) und von Kula (Gemeinschaft) wenig bis nix zu spüren ist. Es gibt eben doch noch einen himmelweiten Unterschied zwischen “what you preach” and “the things you practice”. Ist fast wie in der Kirche.
Gegen den Strom schwimmen – das ist Hip!
Was ich jetzt, nachdem ich es weiß, gar nicht mehr so schlimm finde. Es ist eben auch nur eine Szene und ein Hype. Und so kann ich mich dideldum drauf einstellen und mein Ding machen.
Dadurch, dass ich in einem unglaublich unhippen Umfeld Yoga unterrichte, in denen weder der einarming eingesprungene Handstandflip, noch die top hippe Designerleggins aus recycelten Plastikflaschen richtig Gewicht haben, arbeite ich tatsächlich mit der Yoga-Basis.Teilnehmer die zum Yoga finden, weil sie sich mal wieder mehr spüren möchten, weil sie Rückenschmerzen haben, weil sie besser schlafen möchten. Teenies, die ihre Selbstsicherheit auf der Matte finden und lernen, die Höhen und Tiefen der Pubertät mit etwas mehr Gelassenheit und Humor zu nehmen. Ganz normale Sachen eben.
Manchmal hab ich es noch, das “Ich-will-aber-zur-angesagten-und-coolen-Clique-dazugehören-sonst-verpasse-ich-doch-was”-Gefühl und meine Gehirnzellenmädels stampfen ordentlich mit den Füßen auf und schütteln die Fäuste. Dann gebe ich allen ein Ferrero Rocher (oh Gott, gar nicht vegan!) zu schnuckern und sie halten bis auf weiteres die Münder.
Zack, bin ich wieder meine eigene Gruppe, zufrieden am Rande der Großstadt.
Mein Tipp:
Umgebe Dich mit anderen Quantenspringern. Schaff Dir eine Kula. Deine eigene Kula. Die Dich bestärkt. Eine, die Dich und Dein inneres Feuer feiert und unterstützt und nicht hinter Deinem Rücken heimlich auspinkelt.